Zwei Hände, die sich einander entgegenstrecke vor Hintergrund mit Palmenblättern

Grenzen verbessern deine Beziehung

ZOYA und die Selbstbestimmung
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Inhaltsverzeichnis

Lieber Verbindung statt Pseudo-Harmonie

Vertrauen ohne Druck

„Du musst dich öffnen!“

„Du baust Mauern um dich.“

„Wir brauchen keine Grenzen, wir sind alle eins!“

Diese Sätze lese ich immer wieder und ich finde sie schrecklich.

Könnte es nicht sein, dass wir gute Grunde für unsere Mauern haben? Und dass wir selbst entscheiden können, wann wir sie abbauen? Sobald wir uns wohlfühlen – ohne anmassende Aufforderungen. Aus Vertrauen und nicht aus Druck.

Echte Verbindung statt Pseudo-Harmonie ist doch viel angenehmer, oder? Und eigene Grenzen zu schützen, ist dafür nicht nur nützlich, sondern sogar entscheidend. Und übrigens nicht mal ein spiritueller Widerspruch. Aber dazu gleich mehr.

Voraussetzung zum Ja-Sagen ist Nein-Sagen

Erst wenn du frei wählen kannst zwischen Ja und Nein, kannst du auch deine Beziehungen frei wählen und gestalten.

Solange wir davon aber nichts wissen, verzweifeln wir, weil unser Leben nicht so funktioniert „wie es sein sollte“: Verschmelzen mit der*dem Partner*in, der*die jeden Wunsch von den Augen abliest. Kitsch-Geschichten und Holywood-Lovestories bestimmen unsere Erwartungen. Und wenn kein*e Prinz*essin angeritten kommt, kann es nur daran liegen: wir sind einfach nicht liebeswert genug…

Das ist Quatsch und damit du weißt wieso, lade ich dich ein, mir zu folgen und eine andere Perspektive kennenzulernen:

Zwei junge Frauen stehen nebeneinander und legen die Arme umeinander

Beziehung verlangt persönliche Grenzen

Wir brauchen Verbindung, weil wir verschieden sind.

Ist eigentlich klar, vergessen wir aber manchmal trotzdem: Verbindung gibt es nur zwischen etwas, das verschieden ist. Erst wenn es einen Unterschied gibt – z. B. zwischen mir und dir – ist Verbindung möglich. Und erst dann wird sie auch nötig.

Das tägliche Leben ist ein ewiger Austausch. Wir Lebewesen sind alle eine individuelle Ausformung und begegnen einander z. B. durch unsere Körper! Erst weil wir nicht die gleiche homogene Masse sind, können wir miteinander interagieren. Deswegen kann z. B.:

  • ich = Person „Ich“
  • mit dir = Person „Du“
  • Kuchen essen gehen = unsere Verbindung pflegen :-).

Klar, oder?

Unsere Grenzen werden Berührungspunkte.

Wo du anfängst und ich aufhöre, erkennen wir nur an Unterschieden. Und die zeigen sich in unseren Grenzen, z. B.:

  • unseren Körpergrenzen, z. B. hier hört mein Finger auf und deine Hand beginnt, und
  • den Grenzen unseres persönlichen Raums, z. B. „so nahe fühlt sich das gut an“ und „das ist mir zu eng“.

In einer Verbindung werden unsere Grenzen zu Berührungspunkten zwischen uns! In deinen Grenzen liegt also nicht nur etwas Trennendes, sondern dein Potenzial zu berühren und berührt zu werden.

Dass wir unsere Grenzen berühren, stellt Verbindung her. Ob dein*e Partner*in dich umarmt oder du ein persönliches Gespräch führst: Je nachdem an welche Grenze du kommst, wird es kribbelig und besonders. In diesem Sinne an Grenzen zu gehen, vertieft eine Beziehung und macht sie lebendiger.

Umgekehrt heißt das: übergehen wir Grenzen, berühren wir nicht mehr, sondern verletzen. Das vermindert oder zerstört Verbindung.

 

Ein Paar umarmt sich und lächelt in die Kamera vor urbanem Hintergrund

Grenzen beachten und schützen

Grenzen sind individuell – und ziemlich waberig:

  • Manche Grenzen sind sichtbar durch den Körper, manche zeigen sich erst im Gespräch oder Verhalten.
  • Wo unsere Grenzen anfangen und enden, ist völlig unterschiedlich (z. B. aufgrund individueller Lebensgeschichte oder Kultur).
  • Und sie können sich verändern, flexibel oder starr sein.

Das heißt: es ist unsere Aufgabe, sie immer neu zu beobachten und abzugleichen!

Grenzen setzen bedeutet Überleben.

Grenzen schützen und damit unsere Unterschiede achten, ist nicht nur eine theoretische Idee. Es ist ein konkretes, physiologisches Bedürfnis:

Geschützte Grenzen sichern unser Überleben. Grenzen bewahren unseren Lebensraum und deswegen müssen wir auf sie aufpassen. Das ist oft richtig schwierig. In meinem Artikel „Grenzen setzen, stärker werden“ bekommst du Tipps, wie du das schaffst.

Passen wir nicht auf unsere Grenzen auf, kann jede*jeder mit uns und unserem Körper alles machen. Wir sind unsicher und diese Unsicherheit bedeutet puren Stress. Symptome dafür sind z.B.:

  • Gereiztheit, Unzufriedenheit, Nörgeln, Wutanfälle
  • Unruhe, schlechter Schlaf, Nervosität

Besonders, wenn wir uns trotzdem einreden, es sei „alles ok“, kommen oft (emotionale) Taubheit und Gleichgültigkeit dazu. Wir schalten quasi ab, damit das, was passiert oder passieren könnte, nicht mehr so schmerzhaft ist. Wir verschwinden innerlich, obwohl wir äußerlich da bleiben.

Fühlst du dich sehr oft abgeschnitten und getrennt, ist das bereits eine Folge der Erfahrung von Ohnmacht und Hilflosigkeit, kurz: von Grenzverletzungen und Trauma. Das heißt, sich getrennt zu fühlen, ist die Folge davon keinen ausreichenden Schutz (gehabt) zu haben!

Weil das Thema so wichtig ist, habe ich dir relevante Punkte zum Thema Grenzen setzen zusammengefasst – zum Herunterladen:


Grenzen setzen lernen

Selbstbestimmung für dein freies Leben

Einmal gelesen und dann wieder vergessen?! Dafür ist das Thema doch zu wichtig, oder? Darum habe ich dir noch ein PDF „Grenzen setzen lernen“ vorbereitet. Darin findest du:

  • Orientierung für das Verhandeln von Grenzen,
  • Reaktionen des Körpers auf Grenzverletzungen,
  • Tipps für den Schutz von Grenzen und
  • Telefonnummern für den Notfall.

„Grenzen setzen lernen“ ist Teil der ZOYA | Mediathek, in der hier alle kostbaren digitalen Ressourcen zu Hause sind.

Komm jetzt in den ZOYA | INNER CIRCLE und lade dir dein PDF herunter!

 

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Verletzte Grenzen bedeuten Trauma.

Kleiner Exkurs: Das ist deswegen so ein schwieriges Thema, weil wir mindestens als Kinder gelernt haben, dass unsere Grenzen weniger wert sind als der Wille anderer. Das fängt z. B. damit an, dass Tante Irma uns Fünfjährigen*m einen dicken Schmatzer auf die Wange drückt. Ungefragt und obwohl wir das nicht wollen. Aber das nicht zu wollen ist unhöflich und unhöflich hat man nicht zu sein…usw..

Und ja – es ist wirklich ein ernsthaftes Problem: denn die Botschaft ist für das Kind nicht „Ich mag dich“, sondern „Deine Grenzen und Bedürfnisse sind mir egal. Du bist weniger wert als ich“. Unser Selbstbild wird aus unseren Erfahrungen geformt!

Frau umschlingt sitzend ihre Beine, während ihre langen Haare ihren Körper verbergen

Grenzen zu wahren ist Voraussetzung für Vertrauen.

Wir können nicht davon ausgehen, dass andere sich um unsere Grenzen kümmern. Wir sind dafür verantwortlich zu prüfen, ob sie das tun! Auch wenn sie uns nahestehen und auch wenn Verletzungen vielleicht nicht absichtlich passieren.

Das bedeutet: Erst prüfen und spüren, ob unserem Gegenüber unsere Grenze wichtig ist – dann erst vertrauen. Nicht andersrum!

Nicht jede Grenzverletzung führt dazu, dass eine Beziehung zerbricht. Es heißt aber mindestens, dass die Grenze repariert und das Vertrauen wiederaufgebaut werden sollte.

Übrigens: Dem Erleben „Alles ist eins“ widerspricht das nicht: erst wenn wir auf unsere Grenzen (d. h. unsere Unterschiede) gut aufpassen, erleben wir tiefe Verbundenheit zu allem. Und je mehr wir diese Verbundenheit spüren, desto besser können wir auf unsere Grenzen aufpassen. Es scheint paradox, ist aber einfach ein Wechsel der (Bewusstseins-)Ebene. Probiere es aus!

Mutter tröstet Kind auf ihrem Schoß

Du kannst nur „Ja“ sagen, wenn du auch „Nein“ sagen kannst.

Zusammengefasst heißt das: Angenehm verbunden fühlen wir uns, wenn wir uns sicher fühlen. Das ist die Basis und unsere wichtige Komfortzone. Sonst schlägt unser Nervensystem, wie beschrieben, unablässig Alarm. Und sicher können wir uns nur fühlen, wenn wir wissen, dass wir unsere Grenzen schützen und schützen dürfen. Konkret: du bestimmst, wann du Ja und wann du Nein sagst.

Ein gewähltes Ja, das von Herzen kommt, trägt gleichzeitig immer die Möglichkeit zum Nein in sich. Es ist dadurch wertvoll und warm, denn es ist kein Kompromiss (z. B. weil man nicht anders darf, weil Alleinsein irgendwie noch schlimmer wäre usw.). Es ist aus einer freien Wahl heraus eine freie Entscheidung.

Das fühlt sich dann nicht nur für dich selbst, sondern auch für dein Gegenüber ganz besonders voll und angenehm an. Du kannst präsent sein, ohne dich ständig um den Alarm deines Nervensystems zu kümmern. Es ist die Basis für freie, nährende Beziehungen.

Deine ersten Schritten für tiefere Beziehungen

Was kannst du in Beziehungen konkret für eine stabilere Verbindung tun?

  1. Räume dir einen Moment ein.
    Egal, wobei – lass dich einen Moment lang spüren: was ist das, was ich eigentlich will? Was macht mir Sorgen? Fühlt sich das gut an? Wo ist meine Grenze?
    Damit unterbrichst du automatisches Ja- oder Nein-Sagen und kannst dich und dein Gegenüber besser kennenlernen
  2. Finde heraus, was Verbindung für dich bedeutet.
    Was assoziierst du mit Verbindung? Was für Annahmen hast du, wie Beziehungen sein sollen? Gibt es typische Sätze mit denen du aufgewachsen bist, die dir immer wieder einfallen?
    Damit kannst du deinen (unbewussten) Glaubenssätzen und Mustern auf die Spur kommen. Gestaltest du Verbindung angenehm für dich? Sprich mit nahestehenden Personen darüber!
  3. Üben, deine Grenzen zu wahren.
    Was sind deine Grenzen? Wie gehst du mit ihnen um? Dazu habe ich einen ausführlichen Artikel geschrieben.

Je bewusster und achtsamer du mit deinen Grenzen umgehen kannst, desto öfter wirst du ein oft völlig neues Gefühl von entspannter Sicherheit empfinden. Es lässt dich gelassen Ja sagen – denn du weißt ganz tief in dir, dass du gut auf dich aufpasst.