Intuition – Frau mit schwarzem Oberteil vor schwarzem Hintergrund im Profil

Trainiere deine Intuition und du kannst deinem Bauchgefühl vertrauen

ZOYA und das Selbstvertrauen
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Inhaltsverzeichnis

Hörst du deine innere Stimme?

Wie du ja schon aus dem vorherigen Artikel weißt: Intuition ist das Ergebnis der Verarbeitung von Reizen. Als Ergebnis bekommst du dann ein Bauchgefühl, dass dir zu einer bestimmten Entscheidung rät – z. B. dir klarmacht, dass du dich von deinem Kollegen besser fern hältst.

Vielleicht spürst du deine Intuition bisher aber kaum.

Oder sie sagt dir ständig etwas anderes.

Vielleicht führt sie dich auch regelmäßig ungünstige Situationen.

Oder du bist schon ganz zufrieden, spürst aber, dass du da „noch mehr rausholen könntest“.

In all diesen Fällen ist dieser Artikel für dich – viel Freude beim Zauberunterricht Teil 2!

Bauchgefühl UND Verstand

Der Trick ist, deine bewusst-analytischen und deine unbewusst-intuitiven Fähigkeiten zu kombinieren! Denn ähnlich wie „Körper und Geist“ werden auch „Intuition und Verstand“ unpassend auseinander gerissen. Statt als komplexes Zusammenspiel werden sie als zwei sich bekämpfende Systeme betrachtet. Das greift viel zu kurz.

Tilmann Betsch, der zu Intuition und analytischem Denken forscht, sagt: „Die Informationssuche läuft zum Großteil bewusst ab. Sie liefert den Raum, in welchem die Intuition die Informationen integriert und zu einer Entscheidung formt“ (s. Quelle 1.).

Trotz aller wichtiger unbewusster Prozesse, hat unser Bewusstsein also einen entscheidende Aufgabe! Das bedeutet, wir sollten

  1. unseren bewussten Verstand dabei unterstützen der Intuition einen stabilen Rahmen zu geben und
  2. unserer Intuition Voraussetzungen schaffen, damit sie in diesem Rahmen richtig gute Entscheidungen treffen kann!
Intuition – zwischen Regalen mit Büchern ein Sitzplatz mit Kissen vor einem Fenster

Vier Wege, um dein Bauchgefühl zu trainieren

Informationen sammeln und Zeit lassen

Intuition ist schnell, das wissen wir ja schon. Aber nicht jede Situation braucht eine schnelle Entscheidung oder ein schnelles Urteil. Wohl aber eine, die alle relevanten Aspekte berücksichtigt.

Falls du dir also Zeit lassen kannst, nimm sie dir! Bitte aber nur dann und nicht wenn du z. B. unmittelbar in Gefahr bist.

Mit Zeit kannst du nicht nur mehr Informationen sammeln, sondern auch konkret Auswirkungen auf die Zukunft bedenken. Die beachten wir mit einer Schnell-Schuss-Lösung nämlich meistens nicht.

  1. Informationen sammeln.
    Mit deinem analytischen Denken machst du dich jetzt auf den Weg: recherchieren, lesen, zuhören, Notizen und Tabellen anlegen. Was könnte das für deine Zukunft bedeuten? Je nach Thema kann das eine halbe Stunde oder auch ein Monat sein.
  2. Intuitiv hinein fühlen.
    Sieh dir an, was du herausgefunden hast. Wie fühlt sich das an? Zu welcher der Alternativen tendierst du? Stell dir vor, du wählst etwas aus – fühlt sich dein Urteil _stimmig_ an? Auch da kann es reichen, eine Nacht darüber zu schlafen. Oder eben z. B. dreißig Nächte.
  3. Intuition und analytisches Denken kombinieren.
    Beobachte deine intuitive Auswahl. Bist du zufrieden? Wie ist dein Körpergefühl dabei? Gibt es etwas, was aus logischen Gründen absolut dagegen spricht?

    Vielleicht wunderst du dich z. B. über sehr starke Reaktionen, obwohl die Entscheidung an sich gar nicht so weltbewegend ist. Dann könntest du nochmal eine Runde drehen. Möglicherweise zieht deine Intuition Erfahrungen heran, die gar nicht so gut passen – z B. aus traumatischen Erlebnissen, die aber so gar nichts mit der Gegenwart zu tun haben? Das könnte übrigens eine Spur sein, der es sich lohnt (separat) zu folgen, denn sie wird dich höchstwahrscheinlich auch in anderen Situationen (unbewusst) stark beeinflussen – und nicht unbedingt zu deinen Gunsten.
  4. Entscheiden.
    Fertig! Deine Intuition konnte auf der Basis einer guten Fülle von Informationen ihr Bestes geben.

Am Ende kann es sein, dass du trotz des sogenannten „besseren Wissens“ eine Entscheidung triffst bzw. ein Urteil fällst, die du weder begründen kannst noch wirklich sinnvoll erscheint. Wenn sie dir aber eine innere Stimmigkeit verschafft, kann es dennoch für dich die perfekte Entscheidung sein! Vieles bleibt unbewusst und das auch völlig in Ordnung.

Intuition – Frau in schwarzem Oberteil und weiter weißer Hose sitzt auf dem Boden und lacht

Körpergefühl trainieren und justieren

Wie ja schon erwähnt, kommen viele Reize, die wir verarbeiten aus dem Körperinnern. Entsprechende Signale gelangen z. B. aus deinem Bauch in dein Gehirn.

Ergebnis ist dann vielleicht, dass der Apfel in deiner Küche plötzlich ganz besonders lecker aussieht und dir schon das Wasser im Mund zusammenläuft. Ergebnis kann aber auch sein, dass du lieber schnell die Party verlässt, weil du dich mit den anderen komisch unwohl fühlst.

Körperwahrnehmung ist wichtig für uns, denn sie ist der entscheidende Punkt, wie und welche Gefühle wir empfinden. Dazu kannst du an anderer Stelle aber mehr lesen. Hier sei nur so viel gesagt: es ist extrem wichtig eine gute Interozeption zu entwickeln; das heißt, deinen Körper von innen und außen genau spüren und wahrnehmen zu lernen.

Wenn sozusagen die körperliche Leitung zu dir selbst unterbrochen oder schlecht ausgebaut ist, bekommst du auch nur wenige oder lückenhafte intuitive Informationen. Das ist mit einer Telefonleitung zu vergleichen, die dir nur Rauschen oder ab und zu ein undeutliches Wort preisgibt.

Darunter leidet deine gesamte Gefühlspalette, dein Empfinden von Energie und Lebendigkeit und deine Entscheidungen und Urteile.

Darum nimm dir ein paar Minuten und fange mit deinem Training an:

  1. Setze dich bequem hin oder steh auf.
  2. Atme tief.
  3. Spüre in deinen Körper – was ist da gerade los?

Je mehr du die Beziehung zu deinem Körper vertiefst, desto überraschter wirst du von seiner Weisheit sein!

Intuition – Frau liegt bäuchlings auf dem Boden und sieht in die Kamera

Präsenz üben

Je näher du mit deiner Aufmerksamkeit an der Gegenwart sein kannst, desto bessere Entscheidungen kannst du Im Hier und Jetzt treffen. Eigentlich klar – aber trotzdem oft ganz schön schwierig.

Diese Präsenz hat viel damit zu tun, wie gut deine Körperwahrnehmung und Selbstregulation ist. Das bedeutet, wie gut du dich selbst spürst und wie gut du mit deinen Gefühlen umgehen kannst!

Ganz sicher kennst du die Situation, dass jemand etwas zu dir sagt, das dich völlig aus der Fassung bringt. In dem Moment bist du vielleicht unglaublich wütend oder fühlst dich tief verletzt. Ein paar Tage später kannst du deine Reaktion aber kaum noch nachvollziehen – denn wenn du ganz ehrlich bist: dein Gegenüber hat gar nichts Schlimmes gemacht (und auch nicht gemeint).

Gefühle und Reaktionen sind stark von unseren bisherigen Erfahrungen geprägt. Wenn die Erfahrung aber gar nicht wirklich zur aktuellen Situation passt, wird es schwierig: wir reagieren weder angemessen noch tatsächlich auf das, was im Moment gerade passiert. Wir reagieren im Heute auf etwas Vergangenes.

Präsenz zu üben bedeutet also in erster Linie:

  1. Pause machen.
    Eine E-Mail erreicht dich und sofort möchtest du wütend antworten? Lass es. Lege eine Atempause ein. Spüre, was gerade in dir passiert.
  2. Orientieren.
    Wo bist du gerade? Welche Uhrzeit? Was siehst du um dich herum? Was hörst du?
  3. Beobachten und bewegen.
    Was passiert in deinem Körper? In deinen Gedanken? In deinen Gefühlen? Lasse deinen Körper Bewegungen machen und beobachte dich dabei. Spüre Bewegungsimpulse aus deinem Inneren und folge ihnen.
  4. Wiederholen.
    Wiederhole das so oft es geht. Jeden Tag und ganz besonders, wenn du sehr starke Emotionen wahrnimmst!

Wenn du gerade im Büro sitzt oder an der Bushaltestelle stehst: nimm dir fünf Minuten und geh kurz auf Toilette, bewege dich dort wo dich keiner sieht. Oder balle die Fäuste in deiner Manteltasche und atme tief – Hauptsache du unterbrichst deine automatische Reaktion!

Je schneller und je stärker deine Gefühle sind, desto mehr lohnt es sich diese Pause zwischen Reiz und Reaktion einzulegen. Das soll nicht dazu dienen, dass du nicht mehr handelst. Die E-Mail kannst du schon noch schreiben, auch mit Wut – aber dann aus der Gegenwart heraus und nicht, weil der Absender dich an deinen ehemaligen Mathelehrer erinnert!

Mit diesem Präsenz-Training ermöglichst du dir neue Erfahrungen zu machen. Handelst du anders als bisher und hast dabei Erfolg, lernt dein Körper dazu.

Und je mehr solcher guten Erfahrungen du machst, desto mehr Chancen hast du, dass du zukünftig schnell die passende Reaktion wählen kannst! Du justierst und finetunest also quasi dein System! Und genau das ist es, was auch deine Intuition immer freier, sicherer und passender macht!

Intuition – Frau in weißem Pullover streckt die Arme seitlich nach oben vor einem Baum mit vielen Ästen

Deine Wahrnehmung ernst nehmen

Was spürst du? Was denkst du? Was fühlst du?

Nimm dir noch einmal einen Moment und stell dir diese Fragen:

  1. Was spürst du?
  2. Was denkst du?
  3. Was fühlst du?

Nicht alles, was du jetzt wahrnimmst, wirst du mögen. Nicht alles wird gleich stark oder deutlich sein. Aber alles hat es verdient, von dir wahrgenommen zu werden.

Du musst keinem Gedanken weiter folgen, dich in keinem unangenehmen Gefühl baden oder deine Schmerzen fokussieren. Aber nimm sie wahr. Es sind alles Informationen, die dazu beitragen wollen, dass du ein gutes Leben hast. Deswegen sind sie nicht unbedingt wahr und du musst sie auch nicht einladen, sich in dir breit zu machen.

Aber lass dich selbst innerlich frei. Erlaube dir deine wütenden Gedanken, auch wenn „man das nicht denkt“. Erlaube dir deine ängstlichen Gefühle, auch wenn „doch alles ok ist“. Und erlaube dir deine Schmerzen, auch wenn sie „jetzt auch nicht sooo schlimm sind“.

Wozu? Damit du nicht Informationen schon herausfilterst, bevor du sie wirklich beurteilen kannst. Genau das ist es, was das Zusammenspiel aus Verstand und Intuition dich lehren wird: nimm alles erst einmal ernst, sieh es dir an und dann entscheide!

„Die Intuition ist in mindestens zwei wichtigen Punkten immer richtig;
Sie ist immer eine Reaktion auf etwas.
sie hat immer dein bestes Interesse im Sinn“

Gavin de Becker

Quellen

  1. Betsch, Tilmann in Uhrig, Stefanie: Bauchgefühl auf Abwegen. 2021.
  2. De Becker, Gavin: Vertraue deiner Angst: Wie unsere Intuition uns vor Gewalt schützt. 2016.