Selbstvertrauen – Frau im bunt und verzerrt geschminkem Portrait

Kannst du dir trauen?

ZOYA und das Selbstvertrauen
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Inhaltsverzeichnis

Was stimmt mit mir nicht?

Was war das für ein Blick? Was wolltest du mir damit sagen? Magst du mich? Oder nicht? War das, was ich gerade gesagt habe, irgendwie dumm?

Das fühlt sich nicht gut an, in dieser Wohnung…keine Ahnung warum. Ich werde da lieber nicht einziehen. Ist das übertrieben? Eigentlich ist es doch eine schöne Wohnung.

Ist das jetzt total daneben so wütend zu sein? Steigere ich mich da nur rein? Schließlich hat er sich doch entschuldigt.

Mir ist kalt…lieber was anziehen. Oder? Alle anderen sind im T-Shirt?!

Du kennst dieses Grübeln, oder?

Alles dreht sich ständig um Wahrnehmung. Um unsere eigene und die anderer und darum, wie weit sich diese verschiedenen Wahrnehmungen überschneiden – oder unterscheiden.

Und darin steckt dann noch soviel mehr: es geht um Bedürfnisse, um Gefühle, um Beziehungen, um Entscheidungen…alles ist durchwoben von Wahrnehmung und dieser einen fundamentalen Frage:

Kann ich meiner Wahrnehmung trauen?

Direkt gefolgt von:

Oder haben die anderen Recht?

Und genau hier liegt die Basis von Selbstvertrauen. Damit du dir vertrauen kannst, brauchst du auf diese Fragen Antworten und musst wissen, wie du mit deinen Zweifeln umgehen kannst. Sonst fehlt dir innere Orientierung – und wie soll man sich auf etwas verlassen, dass man nicht einschätzen kann?

Wie kannst du dir da also näher kommen?

Lass uns eintauchen!

 

 

Selbstvertrauen – Blaues Ozeanwasser mit kleiner Welle

Was ist Wahrnehmung eigentlich?

Ein lebendiges Wunderwerk

Du siehst das Blau, hörst das Plätschern, spürst das kühle Wasser, riechst und schmeckst das Salz als dir eine kleine Welle aus dem Meer beim Baden ins Gesicht schwappt…

Wahrnehmung ist das, was wir aus dem machen, was uns und unsere Sinne in irgendeiner Weise erreichen: z. B. aus elektromagnetischen Wellen des Lichtes, Schallwellen, Duft- oder Geschmacksmolekülen, Bewegungsenergie von Atomen und Molekülen.

Gleichzeitig bemerkst du, was in dir vor sich geht: ob du dich im Gleichgewicht befindest (Propriozeption) oder wie du deine Arme bewegen musst, um über Wasser zu bleiben. Oder was deine Organe dir gerade signalisieren (Viszerozeption) und dich z. B. Hunger verspüren lassen.

Und das passiert in jedem einzelnen Moment deines Lebens! Fantastisch, oder? Dein Körper nimmt diese vielen Reize die ganze Zeit sorgfältig auf, sortiert und organisiert sie. Das macht dein Leben nicht nur überhaupt möglich. Allein, dass du diese Zeilen lesen kannst, zeigt, dass es wohl auch mehr als gut funktioniert!

Wo kommen dann also diese Zweifel her?

Selbstvertrauen – Transparenter Würfel auf schwarz-weiß gemustertem Hintergrund

Deine Geschichte – Interpretation und Aufmerksamkeit

Ein paar Reize und deine Sinne sollen genügen – und du weißt, dass dir die Erdbeere schmeckt und du keine Hunde magst?

Nee. Dazwischen liegt das riesige Feld von Interpretation und Verteilung von Aufmerksamkeit!

Sagen wir, du sitzt gerade gemütlich im Park auf deiner Lieblingsbank. Neben dir eine Schale frische Erdbeeren. Dass,

  1. du „rot, rundlich, kleine Körnchen drauf“ als „Erdbeere“ erkennst, und schnell reinbeißt,
  2. du die fruchtige Süße, die bei dir ankommt, lecker findest und
  3. du genau das überhaupt bemerkst und nicht den Pudel, der gerade auf dich zuläuft,

ist deine ganz persönliche Geschichte.

Es ist eine Geschichte, die bei deiner Geburt und früher anfängt und bis zum jetzigen Moment reicht. Sie könnte z. B. zwischen den Zeilen erzählen, dass

  • du Erdbeeren nicht das erste Mal isst und gerade Appetit darauf hast,
  • du dabei ziemlich entspannt bist und
  • dich Pudel nicht so interessieren.

Was diese Geschichte aber für dich tatsächlich bedeutet, könnte auch noch viel weiter gehen. Dieser eine Moment könnte für dich sehr wichtig sein, weil

  • du vielleicht lange krank warst und nur Suppe essen konntest,
  • du dich selten entspannst und sonst ständig unter Strom stehst und
  • es was Besonderes ist, dass du den Pudel gar nicht bemerkst – weil dein Ex einen hatte und ihr nicht im Guten auseinander gegangen seid…
Selbstvertrauen – Zur Kamera gewandte, lachende junge Frau auf Parkbank mit kurzer Hose und Top

Richtig oder falsch? Kommt darauf an!

Du bist als Lebewesen auf diese Weise innen und außen dicht verwoben mit allem aus deiner Gegenwart und Vergangenheit. In jedem Moment stecken viele Jahre Erfahrungen mit dir selbst und deiner Umgebung. Sie bilden die Wahrnehmungsmuster bzw. -filter und Überzeugungen mit denen du durch deinen Alltag gehst. Zusammen mit den Reizen, die dich erreichen, bestimmt das, wie und worauf du deine Aufmerksamkeit richtest – und was du dann bewusst wahrnimmst.

An schlechten Tagen wird darum auch alles etwas unangenehmer, überfordernder und schwieriger. An guten Tagen dreht es sich wie durch Magie um: die To-Do-Liste erledigt sich mühelos, andere begegnen dir freundlich und du magst dich selbst auch gleich noch lieber.

Und mitten in diesem Netz, zwischen dir, deiner Umgebung, der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, deinen Mustern, Filtern und deiner Aufmerksamkeit, tauchen deine Zweifel auf:

Ist es jetzt so oder so?

Sehe ich das irgendwie falsch?

Kann ich meiner Wahrnehmung vertrauen?

Du kannst deiner Wahrnehmung nicht vertrauen

Kehren wir zurück zu "dir" im Park:

Genau in diesem wunderbar entspannten Erdbeermoment, taucht dein Ex auf und bleibt mit seinem blöden Hund vor dir stehen – „Hi“.

Dir wird schlecht, dein Herz rast und du hältst den Atem an. Wie kann es sein, dass du einmal nicht aufgepasst hast? Wie kann es sein, dass du im entscheidenden Moment nicht gecheckt hast, dass er auch hier ist? Der Hund läuft doch immer voran…

Ok, da scheint was nicht geklappt zu haben. Deine Aufmerksamkeit war wohl irgendwie falsch fokussiert. Das hier ist die Katastrophe.

Oder nicht?

Irgendwie bringst du auch ein „Hi“ raus und eigentlich, naja, eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Ihr wechselt ein paar Sätze. Er ist neutral. Besser gesagt, freundlich.

Hm.

Warst am Ende doch du diejenige, die alles kaputt gemacht hat? Vielleicht hatte er echt Recht und du hast damals alles nur dramatisiert. Du bist ja auch immer so empfindlich…

Du gehst verwirrt nach Hause. Die Erdbeeren sind vergessen, die Entspannung auch.

Wahrnehmung – ein brauner Pudel auf einer Wiese, im Hintergrund Birken

Du kannst deiner Wahrnehmung vertrauen

Den folgenden Gedankenschleifen, komischen verwirrten Gefühlslagen und dem diffusen Unwohlsein liegt ein Konflikt zugrunde. Er besteht allerdings nicht etwa darin, ob du deiner Wahrnehmung nun vertrauen kannst oder nicht.

Er besteht aus dem Ringen, um die eine einzig gültige, richtige, echte Wahrheit. Die eine objektive, neben der alles andere nur als Meinung verblasst.

„Es ist so und nicht anders. Punkt.“

Dieser Konflikt wird oft sehr handfest und zwischenmenschlich ausgetragen – aber im Kern ist er ein tiefer innerer Konflikt. Wir wollen Recht haben und das auch sicher wissen:

„Es war total ok, da zu sitzen und ihn nicht früher zu bemerken. Das zeigt nur, dass ich drüber hinweg bin. Er hat mich echt so schlecht behandelt, das war wirklich so schlimm und seine Schuld. Ich lasse mich nur wieder einlullen, weil er einmal freundlich tut“.

Es geht also bei der Frage, ob wir unserer Wahrnehmung vertrauen können, darum, ob wir damit Recht haben. Denn der Schluss, den wir dann daraus ziehen ist folgender: „wenn ich Recht habe, dann kann ich auch meiner Wahrnehmung auch vertrauen – schließlich ist sie ja dann richtig!“.

Tja, und hast du nun Recht oder nicht?

Wahrnehmung und Selbstvertrauen – worum es eigentlich geht

Alles ist wahr

Weißt du, ich glaube, das alles ist völlig egal.

Deine Wahrnehmung ist immer zu 100 % wahr. Es ist deine Art in diesem Moment dich und die Welt zu erfassen.

Sogar deine Interpretationen sind immer zu 100 % wahr. Es ist eben das, wie du dich und die Welt beurteilst.

Aber es ist deine subjektive Wahrheit, deine ganz persönliche, eigene. Und genauso gilt das auch für alle anderen. Deinen Ex, seinen Pudel, deine Chefin, deinen Mitbewohner, deine Schwester.

Hm, aber wer hat dann mehr Recht? Alle und niemand.

Wem soll man dann glauben? Wem du glauben willst.

Merkst du, wie die Fragen und Gedanken rund um die Frage nach richtig und falsch ins Leere laufen?

Das Gute daran ist: nehmen wir an dieser Stelle die Idee von objektiver Wahrheit aus unserem Blick, sehen wir auf einmal ganz andere Zusammenhänge:

Selbstvertrauen – Schillernde Seifenblasen vor grünen Blättern

Der Weg zu tiefem Selbstvertrauen

Wenn du diese Perspektive auf dich und die Welt eine Weile zulässt, entdeckst du etwas Tieferliegendes.

Es tauchen dann nach und nach ganz andere Fragen auf:
„Darf ich das so denken?“
„Darf ich das fühlen?“
„Darf ich das angenehm finden?“

Und noch etwas tiefer:
„Darf ich solche Bedürfnisse haben?“
„Darf ich soviel Raum einnehmen?“
„Mag mich dann noch jemand?“

Und weiter:
„Bin ich wertvoll?“
„Werde ich geliebt?“
„Habe ich überhaupt das Recht auf dieser Welt zu sein?“

Und dann bist du bei deinen Lebensthemen und bei deinen tiefsten und intimsten Sorgen angekommen. Wieder wirst du für diese Fragen keine allgemein gültigen, richtigen Antworten finden, sondern nur deine eigenen!

Kompliziert und anstrengend? Ja, auch, aber vor allem eines: wunderbar!

Denn das ist der Anfang der Wiederentdeckung deiner Lebendigkeit. Von hier aus kannst du beginnen, herauszufinden, welche deiner Muster, deiner Filter, deiner Überzeugungen dein Leben bereichern und auf welche du verzichten kannst.

Du kannst wieder beginnen das Wunderwerk Wahrnehmung zu bestaunen, mit einem „ah, so fühlt sich das an!“, „das denke ich dann also“ oder „oh, da spüre ich ein Kribbeln im Bauch“ – ohne die ständigen niederdrückenden Zweifel, ob das nun richtig sei…

Du kannst dich das erste Mal wieder sein lassen und tatsächlich beobachten. Und dann bist du auch deinem Selbstvertrauen viel näher als je zuvor. Jetzt kannst du nämlich entscheiden, wann du dieser Person, die du bist, denn überhaupt vertrauen möchtest und wann vielleicht auch nicht!