Nervenzusammebruch – Frau in weißer Kleidung vor Wand mit vielen Treppen

Nerven­zusammenbruch? Symptome erkennen & Ursachen verstehen!

ZOYA und die Emotionen
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Inhaltsverzeichnis

Habe ich einen Nervenzusammenbruch?

Es geht nicht mehr.

Kein Zusammenreißen mehr. Kein Durchbeißen und kein Alles-im-Griff Haben.

Die Grenze ist erreicht. Man bricht zusammen. 💔

Jede*r hat eine ganz eigene solche Grenze. Und genauso ist jeder Nervenzusammenbruch etwas ganz Persönliches. Vielleicht taucht er plötzlich auf, mit lautem Schluchzen und Herzrasen. Vielleicht hat er sich aber auch schleichend aufgebaut und zeigt sich subtil und leise.

Nach dem Lesen dieses Artikels kannst du einen Nervenzusammenbruch besser erkennen, verstehen und einordnen. Das ist wichtig, denn sich oder andere in diesem Ausnahmezustand zu erleben, kann ja ziemlich erschreckend und verwirrend sein.

In diesem Artikel findest du Informationen zu typischen Symptomen eines psychischen Zusammenbruchs. Außerdem erfährst du, was Stress damit genau zu tun hat und wann ein Nervenzusammenbruch ein gefährliches Zeichen ist. Zum Abschluss findest du einen kurzen Leitfaden für deine nächsten Schritte in einer akuten Situation.

Nervenzusammenbruch – Frau mit grünem Hemd und dunklen Haaren spiegelt sich im Spiegel in ihren Händen

Gesundes Alarmsignal: psychischer Zusammenbruch

Ein Nervenzusammenbruch wird auch als psychischer Zusammenbruch oder mental breakdown bezeichnet. Er ist keine psychiatrische Diagnose, sondern beschreibt umgangssprachlich etwas sehr Menschliches: die Reaktion auf Umstände, die so belastend sind, dass es für einen Organismus nur noch die Möglichkeit gibt, durch einen Zusammenbruch Alarm zu schlagen.

Einen Nervenzusammenbruch zu haben ist also an sich nicht etwas Krankes, sondern etwas sehr Gesundes. Es ist ein Signal dafür, dass

  1. ein Organismus eine Grenze überschritten hat und
  2. deutlich zeigen kann, dass er Zeit und Fürsorge braucht, um sich wieder einzupendeln.

Zusammenzubrechen bedeutet, dass bisherige oder gewohnte Strategien, mit einer Situation umzugehen, nicht länger funktionieren, z. B. weil sie nicht geeignet oder einfach zu anstrengend geworden sind.

Und das gilt für Körper und Psyche, denn wir sind verbundene, körperliche Wesen! Aus diesem Grund kann der Konsum von Drogen, Veränderungen der Hormonbalance oder eine Grippe genauso Anlass für Symptome eines Nervenzusammenbruch sein, wie Stress auf der Arbeit.

Im folgenden beziehe ich mich vorrangig auf belastende psychosoziale Umstände. Behalte bitte trotzdem im Hinterkopf, dass auch alle anderen inneren und äußeren Einflüsse relevant sind!

Mit diesem Wissen lass uns nun sehen, woran du einen Nervenzusammenbruch erkennen kannst:

Nervenzsuammenbruch – eine junge Frau mit großem, bunten Pullover und Brille blickt nach unten

Nervenzusammenbruch – Symptome erkennen

Es müssen für einen Nervenzusammenbruch weder alle folgenden Symptome vorliegen noch ist diese Aufzählung abschließend. Auch können sich Symptome abwechseln oder gleichzeitig auftreten – wie sich ein Nervenzusammenbruch äußert, ist immer ganz individuell!

Die folgende Aufzählung soll dir ein Gefühl dafür vermitteln, wie es sein kann eine Belastungsgrenze zu überschreiten. Dabei gibt es gibt typische Symptome, die schneller und einfacher zu erkennen sind als andere. Dazu gehören z. B.:

“Laute“ Anzeichen für einen psychischen Zusammenbruch

Körperlich, emotional und mental:

  • Herzrasen
  • starke Anspannung
  • Schweissausbrüche
  • das Gefühl keine Luft zu kriegen
  • Zittern
  • sehr starker Drang sich zu bewegen
  • Angst oder Panik
  • starke Reizbarkeit oder Wut
  • innere Unruhe
  • hohe Schreckhaftigkeit
  • Gedankenrasen
  • Sprunghaftigkeit
  • wirre, unzusammenhängende Gedanken

Verhalten:

  • Weinen
  • Schreien
  • Wutausbrüche
  • viel Bewegung (z. B. Hin- und Herlaufen)

Solche Symptome wirken schnell alarmierend und eine hohe Anspannung und Aufregung ist spürbar. Es gibt allerdings auch Anzeichen, die teilweise sogar gegenteilig wirken:

“Leise“ Anzeichen für einen psychischen Zusammenbruch

Körperlich, emotional und mental:

  • Verdauungsbeschwerden
  • Schlafstörungen
  • Schmerzen (v.a. im Kopf und Rücken)
  • Erschöpfung
  • Schwindel (bis hin zur Ohnmacht)
  • Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit
  • Unfähigkeit, mit anderen zu kommunizieren
  • Erleben von Dissoziation (das heißt, u.a. keine „echte“ Verbindung mehr zum eigenen Körper oder der Umgebung zu empfinden)
  • Taubheit, verringertes Schmerzempfinden oder vorübergehende Lähmungserscheinungen
  • schnelle Reizüberflutung (z. B. Licht, Geräusche)
  • Stimmungsschwankungen
  • Freudlosigkeit
  • Hoffnungslosigkeit, Resignation
  • negative Gedanken(spiralen)
  • langsames, zähes Denken
  • ständige Wiederholung der gleichen Gedanken oder Bilder

Verhalten:

  • Rückzug
  • Vermeiden von Kontakten
  • automatisches Reagieren und Funktionieren
  • passive Bereitschaft (sehr viele) Aufgaben und Pflichten zu übernehmen
  • Konsum von (beruhigenden) Substanzen (Alkohol, Zigaretten, Medikamente, Drogen)
  • Konsum von sehr viel oder sehr wenig Nahrung

Solche Symptome werden von anderen Menschen manchmal völlig übersehen. Sogar Betroffene selbst realisieren oft erst langsam wie schlecht es ihnen eigentlich geht.

Diese Ausprägung eines Nervenzusammenbruchs zieht sich oft über längere Zeit hin – bis immer weniger und dann gar nichts mehr funktioniert. Oft treten sie auch im Zusammenhang mit ungünstigen Arbeitsverhältnissen auf und werden als stiller Burnout bezeichnet.

In diesem Zusammenhang ist ein psychischer Zusammenbruch auch gut bekannt: Überstunden, hohe Anforderungen, ein schwieriger Chef und irgendwann geht nichts mehr. Aber das ist natürlich bei weitem nicht die einzige Situation, die belastend sein kann!

Sehen wir uns an, wie ein Zusammenbruch zustande kommt und welche Auslöser es gibt:

Auslöser für einen Nervenzusammenbruch: Stressoren

Grundsätzlich hat Nervenzusammenbruch mit Stress zu tun, wie wir ihn alle kennen: es beginnt mit einem unangenehmem Empfinden von Druck und Anspannung. 😣

Faktoren, die dieses Empfinden wahrscheinlich machen, nennt man in der Forschung Stressoren. Das können z. B. hohe Hitze, ein Unfall, Schmerzen, eine Trennung, Langeweile oder Medikamente – alles, was uns in irgendeiner Weise besonders herausfordert.

Solche typischen Stressoren sind aber nicht immer der Anlass für einen Nervenzusammenbruch: manchmal reicht Alltägliches, wie die eine zusätzliche E-Mail oder der dringende Einkauf.

Dabei trifft so ein kleiner, individueller Mini-Stressor auf einen Menschen, der vorher schon sehr gestresst ist – und das manchmal schon seit Jahren. Und manchmal auch, ohne dass man genau weiß, warum eigentlich.

Nervenzusammenbruch – Frau blickt bedrückt nach unten mit einer Hand an der Stirn

Die Frage nach dem Anlass für Stress ist also oft gar nicht so ergiebig, um zu verstehen, wie es zu einem Zusammenbruch kommt!

Die Erklärung liegt vielmehr im Körper, genauer gesagt in unserem Nervensystem. Was passiert, wenn man Stress hat und wann führt das zum Zusammenbruch? 🔎

Gesunde Stressreaktion

Stress für mehr Leistungsfähigkeit

Wenn Stress so unangenehm ist und uns dann auch noch zusammenbrechen lässt: was soll das Ganze überhaupt?

Erstmal ist Stress tatsächlich etwas sehr Hilfreiches:

Durch Stressoren, also inneren oder äußeren Reize, weiß ein Organismus, dass es jetzt wichtig ist, sich anzupassen. Anpassen bedeutet, sich körperlich in einen geeigneten Zustand zu bringen: so dass wir gut mit Herausforderungen umgehen und in gefährlichen Situationen überleben können. Das nennt sich in der Biologie Allostase.

Das Nervensystem versetzt uns daraufhin in Alarm- und Handlungsbereitschaft. Die Stressreaktion beginnt:

  • Hormone, insbesondere Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet,
  • der Sympathikus, der aktivierende Teil des Nervensystems, verstärkt seine Arbeit,
  • der Parasympathikus, der regenerative, beruhigende Teil des Nervensystems, und alle nicht lebenswichtigen Funktionen werden gehemmt.

Vorübergehend weichen wir dazu von unserer gewöhnlichen inneren Balance ab und haben z. B. kurzzeitig eine höhere Körpertemperatur oder einen schnelleren Herzschlag. Mehr Energie wird bereit gestellt und wir sind kurzfristig leistungsfähiger. 💪

Erholung als Ausgleich

Haben sich die Umstände gewandelt, kehren wir nach einer Weile wieder zurück zu unserer gewöhnlichen Balance (Homoöstase). Zeit für Entspannung! ☕️

Das brauchen wir, damit die ausgeschütteten Hormone wieder abgebaut werden können und Verdauungs- und Immunsystem wieder ihre Arbeit tun können! Erholung ist kein Luxus, sondern zwingend notwendig dafür, dass wir gesund bleiben und ausreichend Energie für die nächste Herausforderung haben.

Nervenzusammenbruch – Frau sitzt entspannt mit einem Buch auf dem Bett und trinkt Tee

“Es wird zu viel“ – erste Anzeichen für einen Nervenzusammenbruch

Der typische Stressdruck und die anschließende Reaktion ist nicht negativ oder schädlich. Im Gegenteil: Stress kann sich sogar nach einer willkommenen, abenteuerlichen Herausforderung anfühlen. Wir spüren unsere Kraft und Lebendigkeit!

Aber selbst das schönste Abenteuer wird zu viel, wenn es nicht irgendwann mal eine Pause gibt. Und manchmal ist eine einzige Herausforderung ein unüberwindbares Hindernis.

Dann stellen Körper und Geist fest, dass die nötige Anpassung unmöglich ist oder die Ressourcen bald aufgebraucht sind. Und wir bekommen die passenden Signale:  z. B. Müdigkeit, Hunger, Angst, Kopfschmerzen, aber auch Gedanken wie „ich kann nicht mehr“ und das Gefühl von Kontrollverlust.

Werden solche Signale ignoriert und ist keine andere Art von Anpassung möglich, kommen immer weitere dazu, z. B. Verspannungen oder Schlafstörungen. Alle der oben genannten Symptome können darum vereinzelt schon lange vor einem Zusammenbruch auftreten!

Und irgendwann ist die individuelle Grenze dann überschritten. Nothalt Nervenzusammenbruch. 🛑

Wie schlimm ist ein Nervenzusammenbruch?

Funktion eines Nervenzusammenbruchs

Ein psychischer Zusammenbruch gehört manchmal dazu – einige Umstände können wir nicht beeinflussen oder wir haben keine passende Bewältigungsstrategie zur Verfügung. Vor allem, wenn wir plötzlich etwas Unerwartetes und Schreckliches erleben.

Insbesondere mit den „lauten“ Symptome eines Zusammenbruchs wird dann überschüssig bereitgestellte Energie abgebaut. Mit der Zeit fährt der aktivierende Teil deines Nervensystems, der Sympathikus, wieder herunter und der Parasympathikus übernimmt. Der Körper wendet sich den „liegengebliebenen Aufgaben“ zu und regeneriert.

Auch intensive Empfindungen, Gefühle und Gedanken können dann bewusst werden, die im Stress zur Seite geschoben werden müssen. Erlebtes taucht auf, um integriert zu werden.

Das ist schlicht ein Teil des menschlichen Erlebens. Gelingt es anschließend wieder zur Ruhe zu kommen, ist ein Nervenzusammenbruch alleine kein größeres Problem. Er macht uns klar, wie wichtig unsere Bedürfnisse sind und lässt uns vielleicht auch Wertvolles über uns selbst und die Welt lernen.

Nervenzusammenbruch – Rothaarige Frau hält Tasse in den Händen

Anzeichen für zu viel Stress

Trotzdem ist ein Nervenzusammenbruch ein sehr deutliches Alarmsignal. Lebewesen sind sehr widerstandsfähig und kommen mit erstaunlich schwierigen Umständen zurecht. Zusammenzubrechen heißt, dass man eine Grenze überschritten hat, die man eigentlich lieber nicht erreichen sollte.

Das gilt insbesondere, wenn „leise“ Symptome auftreten. Das nämlich zeigt, dass bereits der Parasympathikus, also der eigentlich regenerierende Teil des Nervensystems, sich während (und nicht erst nach) einer Stress-Anpassungs-Reaktion einschaltet.

Das passiert nur, wenn bereits so viel Überforderung vorliegt, dass sich der Organismus auf ein „Totstellen“ vorbereitet: das ist die _allerletzte_ Reaktion des Nervensystems, in der Hoffnung doch noch verschont zu werden oder wenigstens schmerzlos zu sterben…

Stress und Folgeerkrankungen

Stress bis zum Zusammenbruch zu haben, bedeutet für einen Organismus sehr viel Anstrengung. Tritt solcher Stress immer wieder und langfristig auf, ohne dass der Organismus neue Anpassungsmöglichkeiten findet, häufen sich oft auch Nervenzusammenbrüche. Das Risiko für ernste Erkrankungen steigt deutlich, z. B. für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma oder chronische Schmerzen.

Ähnlich werden Stressreaktionen auch in der klinischen Psychologie eingeteilt. Während man zunächst noch von einer „Reaktion“ spricht, wird es im Laufe der Zeit zu einer „Störung“:

Stressreaktionen in der Psychologie – psychiatrische Diagnosen

Akute Belastungsreaktion

Ein Nervenzusammenbruch kann z. B. im Rahmen der sogenannten akuten Belastungssituation auftreten. Hier geht es um extremen Stress infolge eines einzelnen traumatischen Ereignisses (z. B. Unfall oder Gewalt). Die entsprechenden Symptome können Stunden oder Tage anhalten – danach aber hat man sich wieder eingependelt.

Gelingt dieses Einpendeln nicht, bezeichnet man das erst als Belastungs- oder Anpassungsstörung. Halten sich die Symptome hartnäckig bzw. beginnen erst einige Monate nach einem schrecklichen Ereignis, nennt man das posttraumatische Belastungsstörung (PTBS):

Posttraumatische Belastungsstörung

Der empfundene Stress bleibt für Monate oder auch Jahre bestehen und wird chronisch zu viel. Man fühlt sich ständig „an der Kante“ und überlastet. Alltägliche Kleinigkeiten reichen für einen Nervenzusammenbruch.

Ein Organismus bleibt dabei daueraktiviert und dauererschöpft. Er ist dadurch z. B. nicht mehr in der Lage Gefahren passend einzuschätzen oder zwischendurch zu entspannen. Regeneration ist nicht mehr möglich, Körper & Geist laugen immer mehr aus.

Eine PTBS ist eine Reaktion auf einzelne traumatische Ereignisse (Schocktrauma) oder auf sich dauerhaft wiederholende Erfahrungen von zu hohem Stress während der kindlichen Entwicklung (Entwicklungstrauma).

Nervenzusammenbruch – eine Person mit Tasse in der Hand sitzt anderer Person gegenüber, ein Buch liegt zwischen ihnen

Weitere Diagnosen

Stress spielt praktisch bei jedem psychischen Problem eine Rolle, denn das Nervensystem und dessen Regulation ist Basis unseres gesamten Erlebens.

Entsprechend können Nervenzusammenbrüche auch im Zusammenhang mit fast jeder anderen psychiatrischen Diagnose auftreten. Das bedeutet: ein Nervenzusammenbruch allein sagt noch nicht viel über etwaige weitere Probleme aus und ist auch für sich keine Diagnose!

 

Jetzt kannst du einen Nervenzusammenbruch schon besser einordnen und verstehen, oder? Du kennst

  • verschiedene typische Symptome und weißt,
  • was bei Stress im Körper passiert,
  • dass ein Nervenzusammenbruch ein natürliches, aber ultimatives Alarmsignal bei zu viel Stress bzw. zu wenig Erholung ist und
  • dass „leise“ Symptome, chronische zu viel Stress und häufige Zusammenbrüche eine zu hohe Belastung für einen Organismus bedeuten.

Wie versprochen, bekommst du hier noch einen Leitfaden für deine nächsten Schritte in einer akuten Situation:

Nervenzusammenbruch – was tun?

Du oder jemand in deiner Umgebung hat einen Nervenzusammenbruch? Dann sind das deine nächsten Schritte:

Nimm ernst, was du wahrnimmst!

Je schneller und klarer du mögliche Signale erkennst, desto besser! Vergiss nicht, dass mit einem Nervenzusammenbruch schon die äußerste Grenze überschritten ist. Lass dir ein „du reagierst doch nur über“ nicht einreden und rede es dir selbst oder anderen auch nicht ein!

Symptome einschätzen: wie groß ist die Gefahr?

Als erstes beurteile bitte ehrlich die Gefahr für dein Leben (oder das der anderen Person):

  • Gibt es Suizidgedanken, -pläne oder einen Suizidversuch?
  • Besteht (die Gefahr von) Selbst- oder Fremdgefährdung, z. B. durch scharfe Gegenstände, Drogen oder Autofahren unter Alkoholeinfluss?
  • Bestehen gefährliche körperliche Symptome, z. B. Bewusstlosigkeit oder Atemnot?
  • Wirkt die betroffene Person für dich unberechenbar?

Wenn du eine Frage davon mit „Ja“ beantworten kannst, rufe bitte umgehend den Rettungsdienst über die 112 oder die Polizei über die 110.

Besteht keine akute Gefahr für dein oder ein anderes Leben, gibt es noch weitere Möglichkeiten: du kannst du dich immer an die Telefonseelsorge und den Krisendienst wenden – auch online und anonym! Außerdem sind Ärzt*innen oder Krankenhäuser (v.a. mit einer psychiatrischen Abteilung) eine mögliche Anlaufstelle.

Vergiss nicht, dass Symptome eines Nervenzusammenbruchs auch „rein körperliche“ Ursachen haben können, z. B. infolge bestimmter Substanzen oder Krankheiten. Lass dich oder die betroffene Person bitte auch ggf. im Nachhinein gesundheitlich durchchecken!

Sorge für kurzfristige Entlastung!

Sorge anschließend dafür, dass du oder die betroffene Person mindestens für die nächsten Tage an einem sicheren, ruhigen Ort sein kann(st). Am besten nicht alleine, sondern bei freundlichen, wohltuenden Menschen. Das kann manchmal auch die Krisenstation einer psychiatrischen Klinik sein.

Wichtig sind außerdem eine Krankschreibung und das Verschieben anstehender Termine. Es sollten daraus mindestens mehrere Tage Zeit entstehen: um die nächsten Wochen neu zu planen und zu entspannen. Nach einem Zusammenbruch brauch es Raum für Orientierung!

Nervenzusammenbruch – Frau liegt in Badewanne mit viel Schaum

Hole dir Unterstützung!

Manchmal scheint nach ein paar Tagen alles wieder ok zu sein. Und manchmal ist es das auch.

Oft aber nicht. In der Regel brauchen Körper & Geist deutlich länger, um sich wieder zu regenerieren und Erlebtes zu integrieren. Denke daran: bei einem Nervenzusammenbruch ist die Grenze schon überschritten!

Selbst wenn der gewöhnliche Alltag wieder möglich ist, solltest du dir bzw. die betroffene Person sich für mindestens die nächsten drei bis sechs Monate Unterstützung holen.

Welche Unterstützung das ist, kommt natürlich ganz auf die genauen Umstände an. Möglichkeiten sind z. B. der Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik oder eine ambulante Therapie. Lass dich dazu gut beraten und prüfe, was sich richtig anfühlt!

Wenn du dich stabil genug fühlst und Verantwortung für dich übernehmen willst, ist auch Coaching für dich eine sehr gute Möglichkeit.

Lerne neu mit dir umzugehen!

Wie jede Krise ist ein Nervenzusammenbruch die Gelegenheit eine Bilanz zu ziehen: wie gut komme ich mit meinem Leben wirklich zurecht? Wie kam es zu dieser Krise? Was kann ich daraus lernen? Läuft mein Leben so, wie ich mir das wünsche?

Verpasse diese Gelegenheit für dich selbst nicht bzw. suche das Gespräch mit der betroffenen Person! Tausche dich aus, über die wirklich wichtigen Themen eines Lebens und forsche nach Antworten.

Wie geht man unangenehmen Gedanken um? Was macht man, wenn die eigenen Gefühle einen zu überwältigen drohen? Wie kann man leben, ohne sich ständig überfordert zu fühlen? Wie kommt man an die eigene innere Kraft und lernt sich selbst zu vertrauen?

Häufige Fragen

Quellen

  1. McEwen, Bruce S.: Protection and damage from acute and chronic stress: allostasis and allostatic overload and relevance to the pathophysiology of psychiatric disorders, in: Annals of the New York Academy of Sciences, 1032, 1 / 2004.
  2. Yaribeygi Habib et al.: The impact of stress on body function: A review. EXCLI Journal, 16: 1057 - 1072 / 2017.

  3. Brenner, Sharon et al.: Evolutionary Mismatch and Chronic Psychological Stress. Journal of Evolutionary Medicine, 3 / 2015.