Intuition – Violett und blau glitzernde Farbe, die ineinander fließt

Auf dein Bauchgefühl hören – so funktioniert Intuition!

ZOYA und das Selbstvertrauen
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Inhaltsverzeichnis

Schlechtes Gefühl im Bauch ohne Grund?

Maria hat einen neuen Job! Ein halbes Jahr zäher Bewerbungsstress. Und dann auf einmal eine Zusage für die Stelle. Freudestrahlend betritt sie in ihr neues Büro.

Und möchte am liebsten wieder rückwärts rausgehen als sie ihren Kollegen sieht.

„Ok, Blödsinn, du bist halt aufgeregt – keine Panik. Das ist ein ganz gewöhnlicher Typ“. Ihr Kollege begrüßt sie nett. Eigentlich sieht er doch echt sympathisch aus.

Sie sieht keinen Grund für ihr schlechtes Gefühl. Also ist auch keiner da, sagt sie sich. Oder?

Zwei Monate später ist der Kollege plötzlich verschwunden. Fristlos gekündigt, erfährt sie. Er hatte eine Praktikantin belästigt und bedroht.

Sorry für diesen drastischen Einstieg. Ich habe ihn nicht für deine Gänsehaut gewählt. Sondern weil genau das die Situationen sind, in denen wir unsere Intuition zwingend brauchen.

Leider liefert sie dir aber nicht immer automatisch korrekte Einschätzungen. Marias Kollege hätte auch tatsächlich ein netter Typ sein können und ihr Bauchgefühl eben kein passendes Signal.

Damit du eine Intuition entwickelst, der du vertrauen kannst, erfährst du jetzt

  1. wie Intuition funktioniert und warum sie leider oft falsch liegt und
  2. im nächsten Artikel, wie du sie trainierst, damit du dich auf sie verlassen kannst!

Neugierig?

Intuition – Schwarze Frau mit bauchfreiem Oberteil vor urbanem Hintergrund im Profil

Intuition – was ist das eigentlich?

Intuition ist

  • dein Bauchgefühl,
  • dein siebter Sinn,
  • dein „Ich wusste es einfach!“.

Es ist deine „Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes, also etwa ohne bewusste Schlussfolgerungen“, sagt Wikipedia und trifft es damit gut [].

Das kann man mit Magie und höherer Führung erklären – oder (neuro-) physiologisch. Wir schauen uns hier Letzteres an, denn auf dieser Grundlage kann ich dir zeigen,

  1. warum intuitive Urteile oft ziemlich mies sind,
  2. und wie du aber dafür sorgen kannst, dass sie richtig gut werden!

Bereit für Zauber-Unterricht?

Fangen wir mit den Basics an:

Wie funktioniert Intuition?

Intuition verarbeitet unbewusste Reize

Dein Bauchgefühl entsteht aus der unbewussten Verarbeitung komplexer Daten, genauer gesagt (oft unbewusst) wahrgenommener Reize (s. Quelle 2.). Diese Reize können aus deinem Inneren kommen oder aus deiner Umwelt. Das heißt, es kann z. B. sowohl ein subtiles Zucken im Oberschenkel sein als auch das Parfüm einer Person in deiner Nähe.

Während dein Körper diese Reize unaufhörlich verarbeitet, kommt bei dir bewusst erstmal nicht viel an. Das ist sehr gut! Denn statt zu Lesen, wärst du sonst anderweitig beschäftigt: z. B. mit deinem Herzschlag, jeder Bewegung deines Darms oder der genauen Beobachtung der Fliege an deinem Fenster.

Was bei dir allerdings sehr wohl ankommt, ist bereits das Ergebnis eines Verarbeitungsprozesses. Z. B.:

  • „schön hier“ oder „ich fühle mich nicht wohl“,
  • „ich gehe lieber ins Kino als zum Baden“,
  • „den mag ich irgendwie nicht“.

Intuition ist schnell und einfach

Langes Nachdenken, Abwägen, Recherchieren oder ein ausführlicher Austausch mit verschiedenen Expert*innen findet nicht statt. Stattdessen: mentale Kapazitäten sparen und eine schnelle, klare Lösung präsentieren!

Wichtig und wertvoll. Denn wenn ein solches Bauchgefühl für dich nicht spürbar ist, wirst du z. B. über Entscheidungen verzweifeln – alles fühlt sich gleich an (s. Quelle 1.). Oder du glaubst, dass der unbekannte, schmierige Typ, der dich mit „Süße“ anspricht, sicher nur nach dem Weg fragen will (s. Quelle 3.).

Intuition ist also erstmal super – allerdings trotzdem nicht immer die beste Informationsquelle!

Warum?

Zunächst einmal, weil Intuition starken Einflüssen unterliegt:

Intuition – Bahnsteig und eine Glaswand in blau-violett-gelbem Licht und einem Lichtstrahler

Was beeinflußt deine Intuition?

Gene, Evolution und Vergangenheit

Vielleicht hast du einen ausgeprägten Geruchssinn, isst gerne süßen Grießbrei und hältst dich lieber von Menschen fern, die laut reden.

Das könnte daran liegen, dass

  • deine Oma schon außergewöhnlich gut riechen konnte,
  • süß lecker ist, weil Zucker schnell Energie zur Verfügung stellt und
  • dein Bruder dich oft angeschrien hat, was du schrecklich fandest.

Deine Erfahrungen und die Erfahrungen deiner Vorfahren prägen dich physiologisch ganz erheblich. Deine Physiologie, also die Beschaffenheit und Gewohnheiten deines Gehirns und ganzen Körpers, prägen wiederum dein Erleben, dein Verhalten, deine Vorlieben und eben ganz besonders dein Bauchgefühl!

Kultur, Gesellschaft und Wissen

Starre, starke Normen und Regeln formen unsere Eigen-Wahrnehmung und damit auch den Zugang zur Intuition.

Vermutlich musstest auch du als Kind in der Schule stundenlang still sitzen und ignorieren, wonach dir eigentlich der Sinn steht. Hat sich dann noch nicht mal jemand für dieses Drama interessiert, bleibt nur eine Botschaft „Dein Bauchgefühl ist nicht wichtig“. Und das sagst du dir dann so viele Jahre lang selbst, bis du keinen Zugang mehr dazu hast. Obwohl du es so vermisst!

Natürlich ist dein Bauchgefühl aber wichtig – gerade jetzt in einer Welt mit so vielen komplexen Reizen!

Ein weiterer Aspekt ist außerdem dein Wissen. Informationen, die dir zur Verfügung stehen bilden den Rahmen, in dem deine Intuition sich entfaltet!

Stimmung, Wohlbefinden und Umgebung

Fühlst du dich mies, sieht alles grauer aus – auch dein Bauchgefühl! Die Verarbeitung von Reizen, also auch deine Intuition, orientiert sich an deinem inneren Wetter.

Und am äußeren.

Und falls alle in der Arbeit schlecht gelaunt sind, geht das auch nicht spurlos an dir vorbei. Der Kater von der gestrigen Party und dein Hunger, auch nicht.

Und so weiter!

Würdest du dein Bauchgefühl jeden Tag zum genau selben Thema befragen, würdest du jeden Tag ein mindestens leicht anderes Ergebnis bekommen!

Nun können solche Einflüsse intuitives Erleben ja durchaus sinnvoll beeinflussen. Vorlieben können bedeuten, dass du etwas Bestimmtes besonders gerne hast – warum auch nicht? Leider ergeben sich aber im Zusammenspiel mit diesen Einflüssen auch schlicht Fehler für dein Urteil:

Intuition – zwei Personen verstecken sich bei starkem Schnee unter einem großen Regenschirm, während sie die Straße überqueren

Bauchgefühl richtig deuten – Fehler beim intuitiven Urteilen

Einfach ist manchmal zu einfach

Stell dir vor, du wählst eine Person für ein Beziehung aus. Du könntest Tausende von Kriterien berücksichtigen. Aber du willst es dir einfach machen und eine schnelle Lösung. Also wählst du aus vier Personen, die, mit den hellsten Haaren. Schnelle, einfache Lösung, chapeau!

So absurd sich das für eine solche (zumindest auch) bewusste Entscheidung anhört, so naheliegend ist das für die Entstehung eines Bauchgefühls. Es reicht eine Assoziation zu einer netten Person und plötzlich ist das Gegenüber so sympathisch – und andersherum!

Gegenwart ist nicht Vergangenheit

Lass uns noch einmal daran denken, dass vergangene Erfahrungen uns prägen. Das ist wertvoll und macht uns überlebensfähig – aber nur wenn die vergangene Situation mit der heutigen gut vergleichbar ist!

Sagen wir, du bist gestürzt als du das erste Mal Fahrrad ohne Stützräder gefahren bist. Wenn du aufgrund der Erinnerung „Fahrrad = Schmerz“ heute ein schlechtes Bauchgefühl bei der Radtour mit deiner Freundin hast, bist du intuitiv schlecht beraten.

Heute kannst du Fahrrad fahren und weißt, dass die Schmerzen eines aufgeschrammten Knies auch wieder vorbei gehen. Trotzdem kann dein Bauchgefühl dir sagen „nee, lieber nicht, das mit dem Ausflug fühlt sich irgendwie nicht gut an“.

Intuition – Frau sitzt auf einem Berg über einer Stadt nebem einem Fahrrad und blick zum Horizont

“Ich bin mir ganz sicher!“

Selbst gefühlt, selbst gedacht und selbst erlebt – das ist so! Und damit das auch so bleibt, ignorieren wir alle Informationen, die unserer Erwartung widersprechen. Das nennt sich z. B. „confirmation bias“ und ist eine von vielen typischen kognitiven Verzerrungen.

Während wir unsere Realität konstruieren, nehmen wir ab und zu mal eine Abkürzung, ignorieren die Hälfte, weil es angenehmer ist und improvisieren etwas ungeschickt. Da unser Bewusstsein davon allerdings nichts mitkriegt, sind wir uns dann „ganz sicher“!

Vieles funktioniert gut so und wir sind wirklich weise Wesen. Aber wir liegen leider nicht automatisch korrekt mit unseren Urteilen. Die Intuition, der wir uns anvertrauen wollen, damit sie uns ins Glück führt,

  • lässt sich so oft entweder nicht spüren,
  • führt uns irgendwo in die Pampa
  • oder verkauft uns Kieselsteine als Goldbrocken.

 

Die gute Nachricht ist allerdings: du kannst daran etwas ändern! Intuition entsteht durch die Verarbeitung von Reizen. Und dafür kannst du Voraussetzungen schaffen, die dir ein Bauchgefühl bescheren, dass dich richtig gut berät!

Wie das genau funktioniert liest du im nächsten Artikel.

Quellen

  1. Damasio, Antonio R.: Descartes' Irrtum: Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. 2004.
  2. Schmid, Bernd: Intuition. Lexikon des systemischen Arbeitens.
  3. De Becker, Gavin: Vertraue deiner Angst: Wie unsere Intuition uns vor Gewalt schützt. 2016.