Grau getigerte Katze liegt rücklinks auf weißer Decke und guckt Richtung Kamera

Wie du Nichts-Tun (lieben) lernst

ZOYA und das Wohlbefinden
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Inhaltsverzeichnis

Unsere Angst vor dem Nichts-Tun

Bloß nicht „faul“ sein

Weißt du, was wir sagen, wenn wir jemanden als faul bezeichnen? Wir vergleichen ihn*sie mit etwas, das so lange herumliegt, bis es sich zersetzt. Ein fauler Kopf, ein faules Ei: zwei Dinge, doch ganz einerlei – stellt ein deutsches Sprichwort fest.

Freundlicher wird es auch nicht, weil „man das ja nun mal so sagt“. Denn es bleibt das Ziel, Persönlichkeit oder Verhalten zu verurteilen. Die klare Botschaft: Wer nichts tut, der fault, stinkt, stirbt.

Nichts-Tun kommt nicht gut an.

In unserer Gesellschaft widerspricht es dem kapitalistischen Leistungsprinzip. Und wir selbst fürchten es zudem aus anderen guten Gründen:

Nichts-Tun bedeutet Stille und mit der Stille kommt hoch, was wir im Alltag zur Seite schieben. Weil es unangenehm, überfordernd und anstrengend ist.

Schlechte Alternativen: ablenken oder abschalten

Um uns nicht damit auseinanderzusetzen, vermeiden wir Nichts-Tun und ersetzen es mit Fast-Nichts-Tun: Netflixen, Lesen, Computer spielen, Social-Media usw..

Wann hast du dich das letzte Mal auf dein Sofa gesetzt und nichts getan? Wirklich gar nichts?

Der andere Weg, dem Nichts-Tun auszuweichen, ist uns abzuschalten. Dann sitzen wir zwar einfach so auf unserem Sofa –  bekommen aber nichts davon mit. Stattdessen starren wir regungslos in die Luft und wundern uns danach, wie viele Minuten ohne uns vergangen sind.

Das ist dann sozusagen geschummelt: wir schalten uns ab, statt dass wir nur nichts tun. Das bewahrt uns genauso vor der Stille und ihren Nebenwirkungen.

Wozu sollten wir dem Nichts-Tun Platz in unserem Leben geben? Wieso reicht Fast-Nichts-Tun und Abschalten nicht?

Nichts-Tun – Dunkelhaarige Frau mit Brille sitzt an Tisch und sieht in das Smartphone in ihrer Hand

Nichts-Tun ist die beste Entspannung

Ohne Nichts-tun bringst du dich um die wirkungsvollste Art der Entspannung. Etwas, das dir ganz von alleine erlaubt zu integrieren, was in dir herumschwirrt. Ohne komplizierte Methoden und Anleitungen.

Der Unterschied zum Fast-Nichts-Tun und Abschalten, ist deine Präsenz für dich selbst. Das bedeutet, du bleibst da und beobachtest, was in dir so passiert. Nichts weiter. Deine Empfindungen und Gedanken können ihre Kreise ziehen. Du nimmst wahr, was innen und außen vor sich geht. Das war’s.

Währenddessen räumt dein Körper, deine Psyche und dein Geist in dir auf. Danach fühlst du dich innerlich geordnet, friedlich und gewärmt von dir selbst. Genau das, was du oft vermisst, oder?

Eigentlich kannst du es schon

Du kannst es eigentlich so gut: Wie jedes Lebewesen bist du Spezialist*in darin, dein inneres Wohlfühl-Gleichgewicht herzustellen und zu erhalten.

Vermutlich haben aber auch dich Lebensumstände gelehrt, anderes für wichtiger zu halten. Und deswegen ist nun Zeit und Mut nötig, die inneren Räume neu kennenzulernen. Aber es lohnt sich. Denn wenn du dorthin nicht zurückkehrst, wirst du ewig auf der Suche bleiben.

Frau in weißem Kleid liegt rücklinks auf dem Boden, während sie ihre Beine an der Wand vor sich anwinkelt und abstützt

Was Nichts-Tun trotzdem so schwierig macht

Stell’ dir vor, du hast ein schwieriges Gespräch mit deinem*er Chef*in. Bist du da ganz locker? Ich tippe, du spannst mindestens deine Hände und Schultern an.

Das ist körperlich deine Vorbereitung, um dich zu wehren. Praktisch, wenn du dich zum Duell mit Degen aufstellst. Anstrengend, wenn du dich an deinen Schreibtisch setzt und nur die Finger auf deiner Tastatur bewegst.

Dann hast du die Spannung immer noch im Körper und der Kampf geht subtil weiter. Während du deine Energie dafür aufwendest, möglichst gut zu funktionieren. Dein Feierabend: unruhig oder kraftlos abwesend…

Unser Alltag ist gewöhnlich voll von Situationen, in denen wir unseren natürlichen Impulsen nicht folgen. Das wäre nicht problematisch, wenn wir ihre Energie trotzdem in uns fließen lassen würden.

Das machen wir aber nicht. Stattdessen ziehen wir uns zusammen und halten die Energie fest. Konkret bedeutet das: unser Nervensystem bleibt stecken – irgendwo in seiner natürlichen Schwingung zwischen Aktivität und Ruhe.

Die Lösung: Du lässt es wieder schwingen und integrierst dann mit deinem Nichts-Tun deine täglichen Erlebnisse.

Frau schaukelt auf Schaukel in großem Baum vor Sonnenuntergang über großer Stadt am Meer

So lernst du Nichts-Tun (lieben)

Bist du völlig ausgeglichen und entspannt? Dann wirst du kein Problem haben, direkt in dein Nichts-Tun zu tauchen. Falls du zu allen anderen gehörst, werden dir deine innere Unruhe oder Abwesenheit das präsente Nichts-Tun erstmal schwer machen…

Und jetzt?

  1. Du brauchst die passende körperliche Voraussetzung, damit du nichts tun kannst.
  2. Du machst, was du gerne machst und ergänzst es – mit einer täglichen Portion Nichts-Tun.

Das bedeutet konkret: du kümmerst dich zuerst einige Minuten um dein Nervensystem. Dann genießt du das Nichts.

Energie ansteigen lassen

Bereit?

  1. Musik an, wenn du magst – geht aber auch ohne.
  2. Aufstehen.
  3. Fühle kurz hinein, worum du im Innern kreist, was heute schwierig war oder im Moment unangenehm ist. Bilder, Empfindungen, Gedanken?
  4. Boden unter deinen Füßen spüren und dann schütteln: Hände, Arme, dein Gesicht, den ganzen Körper.
  5. Hüpfen, hopsen, Grimassen ziehen, komische Töne machen.
  6. Mache am besten immer das, was dir am Blödesten vorkommt – damit kannst du am Meisten loslassen.

    Mindestens drei Minuten weitermachen, besser zehn Minuten. Und dann:
     
  7. Deine Bewegungen langsamer werden lassen, bist du still stehst.
  8. Auf den Boden legen (Boden, nicht Sofa oder Bett!).
  9. Wenn du auf dem Rücken liegst: Eine Hand auf dein Herz, eine Hand auf deinen Bauch. Wenn du auf dem Bauch liegst. Arme zu beiden Seiten ausstrecken.
  10. Nachspüren. Wenn du dich sehr wohlfühlst, mit geschlossenen Augen, sonst mit offenen.

    Drei Minuten liegenbleiben.
     

Und jetzt: deine Portion Nichts-Tun genießen!

Frau in weißem T-Shirt sitzt auf Fensterbank und sieht durch Fenster zu Palmen im Regen

Nichts-Tun genießen

  1. Suche dir einen bequemen Sitz. Auf deinem Lieblingsstuhl, deinem Sofa, dem Boden – wo du gerne bist. Wenn du dich anlehnst, bleibe möglichst aufrecht dabei.
  2. Deine Sinne öffnen. Schmecken, riechen, hören, spüren, sehen, wo du bist, was in dir, deinem Körper und deiner Umgebung passiert.
  3. Beobachten.
  4. Atmen. Egal, was passiert: nicht den Atem anhalten!
  5. Da bleiben.

    Mindestens fünf Minuten oder länger.
     

Extra-Tipp: Falls du dich verlierst, sieh’ dich aktiv im Raum um. Nicht nur mit den Augen, sondern mit deinem ganzen Oberkörper und Nacken. Dreh’ dich in jede Richtung. Solange, bis du unwillkürlich tief atmest oder gähnst. Dann bist du wieder da!

Ich empfehle dir, das jeden Tag zu machen. Auch – und gerade dann – wenn du den Eindruck hast, es sei nicht nötig. So wird sich dein Körper daran gewöhnen, dass du ihm regelmäßig die Chance gibst, in entspannte Balance zu kommen. Mit der Zeit kannst du viel schneller und einfacher wieder bei dir landen – auch nach schwierigen Tagen.

Viel Freude beim Experimentieren!